PREMIERE: NEUES FLAMENCO-PROGRAMM März 2024

 

Verwurzelt in der Tradition, und der Gegenwart offen zugewandt, ausgestattet mit Talent für tänzerische Vielfalt, Komposition und Dichtung, öffnen sich im Zusammenspiel von Carina La Debla und ihren drei hervorragenden Musikern neue Blüten der Flamenco-Kunst. Weitab von Klischee und stereotypen Geschlechterrollen entstehen Momente des echten Miteinander in Musik und Tanz. Gemeinsam schaffen die vier Künstler Raum für Poesie in der Tiefe der Zerrissenheit, in der Ruhe der inneren Suche, und in der schwindelerregenden Freude, wenn Kraft und Lebensenergie sprudeln. 

 

 

Die Tänzerin Carina La Debla lebt als gebürtige Deutsche seit fast dreißig Jahren in Andalusien, dort, wo der Flamenco entstanden ist. Die stolze Flamenca, die sich als Frau ausdrucksstark gebärden darf, scheint das Markenzeichen des Flamenco-Tanzes zu sein. Tatsächlich geht es aber längst nicht mehr nur um die Behauptung und Selbstbestimmung innerhalb einer kodierten Rolle, sondern um Authentizität. Und die ist nur dann möglich, wenn auch das Korsett dieser Rolle aufgebrochen wird. 

 

Bereits am Anfang ihrer Tanzkarriere machte Carina klar, dass sie zwar in die andalusische Kultur tief eintaucht, ihrer eigenen süddeutschen Kultur aber nicht entsagt. Sie nutzt von beiden das, was sie bereichert. So ist der deutsche Ausdruckstanz ebenso ein Element ihrer Körpersprache wie der zeitgenössische Tanz und der Flamenco. Letzteres unterstrich jener Sänger, der Carina den Beinamen „La Debla“ gab: Es ist der Name der weiblichen Gottheit auf caló, der Sprache der spanischen Roma, und zugleich der Name einer der tiefsten und ursprünglichsten Flamenco-Gesänge. 

 

Vor über zehn Jahren eroberte sie sich mit „Flamenco por libre“ stilistisch neue Freiheit in ihrer Flamenco-Performance, und 2019, in „Flamenco telúrico“, war zu spüren, wie die Tiefe und das Erdige des spanischen Tanzes auch in Barfuß-Choreographien und Sequenzen zu elektronischer Musik durchklingen. „Florilegio“ ist nun die aktuelle Auslese an Früchten und Blüten ihrer tänzerischen Reife, mit der sie spielerisch, poetisch, kraftvoll und rasant die Präsenz der entfalteten Weiblichkeit feiert. In ihrem eleganten und muskulösen Körper wird jede Bewegung zur getanzten Kommunikation. 

 

Allerdings gibt es an diesem Abend keine Solistin im hierarchischen Sinne, sondern vier Gleichberechtigte: Die Tänzerin und ihre drei männlichen Mitspieler. Der Sänger, Kisko de Alcalá, ist mit seiner mal rauen und durchdringenden, mal feinen und modulierenden Stimme auch Autor einiger Texte, die er singen wird. Der Gitarrist José Luis Medina ist eingefleischter Tanzbegleiter und hervorragender Komponist, und Andrej Vujicic ist ein Allrounder auf Percussion-Instrumenten unterschiedlichster Couleur.

 

Alle drei sind so einfühlsam wie virtuos, so klang- und rhythmusgewaltig wie poetisch. Zusammen mit Carina La Debla haben sie sich für diesen Flamenco-Abend so vorbereitet, dass sie als eingespieltes Team nicht nur das Publikum, sondern auch sich selbst mit aussergewöhnlichen und neu entstehenden Blüten ihrer Kunst überraschen werden.

 

 

FLAMENCO TELÚRICO

FLAMENCO TELÚRICO

FLAMENCO TELÚRICO (tellurisch = aus der Erde stammend) nennt Carina La Debla ihr viertes Bühnenwerk. 

Es ist eine Hommage, in der sie gemeinsam mit ihren virtuosen Musikern in intensiven Bildern und mit leidenschaftlicher Präsenz von der Kraft der Erde erzählt, und deren Fülle, Schönheit und Lebendigkeit feiert. Für dieses Projekt haben sich vier preisgekrönte Künstler zusammengefunden, um mit der Sprache des Flamenco neue Dimensionen auszuloten und mit grosser Kreativität einen spannenden Dialog zwischen traditionellen und neuen Ausdrucksformen zu erschaffen. Modern Dance und Ausdruckstanz, feinste Percussion und erdiger Rock fließen in das Vokabular des Flamenco mit ein. Es entstehen faszinierend neuartige, musikalische Impulse und tänzerische Impressionen, die das Publikum nicht so schnell vergisst. FLAMENCO TELÚRICO ist eine Reise durch die Welt des Tanzes, ein kraftvolles Kaleidoskop – und eine Einladung, sich in diese Welt entführen zu lassen. 

 

 

 

Die Künstler 

 

Carina La Debla - Tanz 

Quisco de Alcalá - Gesang 

Cristian de Moret - Gitarre, E-Gitarre, Keyboard, 

Álvaro Garrido - Perkussion 

 

 

CARINA LA DEBLA

 

Mit ihren innovativen Choreografien, die wie selbstverständlich Tradition und eigenes Schaffen verbinden, öffnet Carina La Debla ihrem Publikum überraschende Einsichten in das Wesen des Flamenco. Sie lebt seit über 20 Jahren in Andalusien, der Wiege des Flamenco. Im traditionellen Flamenco verankert, und durch Vertreter der Flamenco-Avantgarde inspiriert, erweiterte sie ihr Bewegungsrepertoir durch klassisches Ballet, spanischen Tanz, Modern Dance und Ausdruckstanz. In Sevilla war sie drei Jahre lang festes Ensemblemitglied im Tablao “El Palacio Andaluz”. Mit ihren Eigenproduktionen tourt sie durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Mehrmals wurde sie zu den Flamencofestivals in Düsseldorf, Hamburg und Würzburg eingeladen. Auf andalusischen Bühnen tanzte sie unter anderem im Rahmen des Konzertzyklus “Conocer el flamenco”, und auf der Flamencobiennale Sevilla.

 

 

QUISCO DE ALCALÁ 

 

Quisco de Alcalá wurde im andalusischen Dorf Alcalá de Guadaira in eine Familie mit langer und reicher Flamenco-Tradition hineingeboren. Seit er 17 ist tritt er in den berühmten Tablaos in ganz Spanien auf: im "Los Gallos" in Sevilla, "El Cordobés" in Barcelona, im "Casa Patas" oder im "Café de Chinitas" in Madrid. Auf Flamenco-Festivals in Andalusien sang er gemeinsam mit Mayte Martín, El Capullo de Jerez, Pepe Torres oder Enrique El Extremeño. Mit berühmten Flamenco-Tänzern wie Javier Barón, Belén Maya, Juana Amaya ging er auf Tourneen durch Europa, nach Japan, USA und Kanada. Quisco de Alcalá ist bekannt für seine einfühlsame Lyrik, den hintergründigen Humor seiner Texte und die herausragende Ausdruckskraft seiner Stimme. 

 

 

CRISTIAN DE MORET

 

Cristian de Moret stammt aus Huelva und ist im Flamenco zu Hause – ständig dabei, den Flamenco auf neue klangliche Wege zu führen. Am liebsten lässt er sich von Jazz, Blues, Rock und Soul inspirieren und ganz besonders gerne von den Klängen und Rhythmen aus Fernost. Neben der Gitarre als klassischem Instrument der Flamenco-Musik experimentiert er mit Vorliebe mit Klavier und E-Gitarre. Cristian de Moret stand mit vielen großen Flamencokünstlern wie Jorge Pardo, Carmen Linares, Andrés Marín, Patricia Guerrero, Lole Montoya oder Pedro El Granaíno zusammen auf der Bühne. Er war Teil großer Theater- und Musicalproduktionen und tritt mit eigenen Projekten als Solokünstler auf.

 

 

ÁLVARO GARRIDO

 

Álvaro Garrido ist der Exot der Gruppe: Als Autodidakt und leidenschaftlicher Sammler von Instrumenten aus aller Welt ist er ständig auf der Suche nach neuen Klängen. Mit diversen Ensembles aus dem Bereich der alten Musik, dem Folk oder der Weltmusik reist er durch Spanien, Marokko, durch ganz Europa und bis USA und Japan. Mit seinem außergewöhnlichen Sinn für Rhythmen aller Art verbindet er mit großer Virtuosität die verschiedenen Musikstile und schafft immer neue, überraschende Klangteppiche. In der Welt des Flamenco arbeitete er mit Israel Galván, Andrés Marín y David Dorantes zusammen und begleitete auf der Flamencobiennale Sevilla den Sitar-Spieler Gualberto und sein Kammerorchester. 

 

FLAMENCO POR LIBRE (Premiere 12.April 2012)

Carina la Debla sprengt In ihrem neuen Programm “Flamenco por libre” die Grenzen des klassischen Flamenco. Mit überraschenden Kontrasten, humorvollen Anspielungen und einer Vielzahl tänzerischer Zitate schafft sie unerwartete Brücken zwischen der stark ritualisierten Welt des Flamenco und dem Modern Dance, wobei Anspielungen auf das klassische Ballett nicht ausbleiben. Mit unnachahmlicher Eleganz realisiert sie scheinbar mühelos eine neue Art der Darstellung und verbindet mit expressiver Ästhetik die an sich widersprüchlichen tänzerischen  Welten.

 

Der rauhkehlige Gesang von Quisco de Alcalá und die erdige Perkussion von Andrej Vujicic bilden das feste Flamencofundament der Performance. Doch bereits das virtuose Gitarrenspiel von Eduardo Trassierra öffnet die Tore, um ausgehend von einer tief verwurzelten Flamencotradition neue Klangwelten zu erschließen. Es ist ein Abend, an dem das weite, kreative Potential des Flamenco ausgeschöpft und in neue Ausdrucksformen hinein entwickelt wird. 

DOSSIER